ARCHIV – 2020

TANZANWEISNUNGEN

Choreografie: Moritz Ostruschnjak
Choreografische Mitarbeit: Daniela Bendini
Tanz: Daniel Conant
Dramaturgische Beratung: Carmen Kovac
Licht: Benedikt Zehm
Kostüm: Daniela Bendini, Moritz Ostruschnjak
Produktion: Hannah Melder
Foto: Wilfried Hösel, Franz Kimmel
Viedo: Johannes Schulz Schottler

It won’t be like this forever steht auf dem Schild, das Choreograf Moritz Ostruschnjak über die Bühne trägt, während sich Tänzer Daniel Conant am Schuhplattler verausgabt. TANZANWEISNUNGEN ist voll solcher selbstreflektiver und ironischer Verweise, die sich eindeutigen Zuschreibungen entziehen. Ostruschnjak bleibt seinem eklektizistischen Stil der letzten Produktionen treu und lässt seinen Solisten mühelos vom Schuhplattler ins Grand Jeté, vom Boxtrippelschritt zum Breakdance-Move und von der Référence zum Seilspringen wechseln; verbindendes Element ist dabei der Sound, jenes Stampfen, Klatschen, Atmen, Springen, Federn, das als durchgehender Rhythmus den Raum ausfüllt. Wie aufgezogen arbeitet sich der Protagonist unermüdlich durch den höchst diversen Bewegungskanon und nimmt so Posen des Widerstands, des Kampfes und Sieges, der stilisierten Männlichkeit, der Jugendkultur, des klassischen Balletts, des Ballroom oder des Sports in schnellem Wechsel ein – eine absurde Abfolge divergierender Elemente, die sich gegenseitig überzeichnen, ironisieren und konterkarieren und in Kombination spielerisch, doch schonungslos ins Abgründige führen.

Moritz Ostruschnjak befasst sich in seinen Arbeiten mit den Veränderungen der körperlichen und sozialen Erlebnisfähigkeit in Zeiten der Digitalisierung und Virtualisierung. Räume aus Hyperlinks sind seine Werke, die die Medienmaschinerie des 21. Jahrhunderts als Motiv und Fundus nutzen und so gesellschaftliche Prozesse gleichermaßen spiegeln wie reflektieren. Nach dem Arbeitsprinzip Pick & Mix, Cut & Paste entsteht aus heterogensten Elementen und Verknüpfungen das Narrativ einer Realität, in der Politik, Entertainment und Populismus mehr und mehr verschwimmen. Kommend aus der Sprayer-Szene, entwickelte Moritz Ostruschnjak über Breakdance sein Interesse für den zeitgenössischen Tanz. Er studierte bei Iwanson International in München und vervollständigte seine Ausbildung bei Maurice Béjart in Lausanne.
Es folgten Engagements als Tänzer im In- und Ausland. Seit 2013 arbeitet er als freischaffender Choreograf in München. Seine Produktion „UNSTERN“ wurde für die TANZPLATTFORM DEUTSCHLAND 2020 ausgewählt. Im Januar 2021 wird seine neue Produktion mit dem Arbeitstitel „How many angels can dance on the head of a pin?” Premiere in München feiern.

Eine Produktion von Moritz Ostruschnjak in Kooperation mit der Bayerischen Staatsoper. Der Künstler wird unterstützt vom Netzwerk Grand Luxe 2019/20 und ist Mitglied des Tanztendenz München e.V